Das sind die Orte, die ich in den letzten Tagen außerhalb des Kindereims gesehen habe...
Mein Wochenende war eigentlich ziemlich langweilig. Am Freitag bin ich wirklich sehr zeitig so gegen 22Uhr schlafen gegangen und am Samstag sind Sarah und ich dann nach Eastgate, der Shopping Mall, aufgebrochen.
Hatte eigentlich eine lange Einkaufsliste...Habe mir, um hier nicht noch zu verhungern, ein paar Lebensmittel besorgt. Dann wollte ich meine restlichen Euros hier in der Wechselstube umtauschen. Hatte auch nicht viele Rand eingepackt. In der Wechselstube wollte man mir aber mein Geld nicht wechseln, da ich meinen Reisepass nicht dabei hatte. Dieses Land steht Deutschland in Sachen Bürokratie in nichts nach. Alles muss hier immer notiert, aufgeschrieben werden und seine Richtigkeit haben.
Somit war das Einkaufsvergnügen bei mir also auch auf die Lebensmittel beschränkt geblieben.
Am Sonntag nachmittag hat Erich, ein Deutscher der auch mit dem DSJW wie ich hier ist, hat mich am Sonntag nachmittag dann zusammen mit seinem südafrikansichen Onkel zum Hitballspielen im Zoo Lake Park abgeholt. Erich ist in Südafrika geboren, seine Mutter ist Südafrikanerin, sein Vater deutscher. Nach dem 9.Lebensjahr hat er Südafrika verlassen und hat in der Türkei und danach in Deutschland gelebt. Jetzt ist er sozusagen wieder zu seinen Wurzeln zurückgekehrt. Sein Onkel und seine Oma wohnen nicht weit von meinem Heim entfernt.
Hitball ist ein Ballsport. Der Ball ist mit einer Gummileine an einem Netz befestigt und Ziel des Spieles ist es die Spieler des gegnerischen Teams abzuschießen. Nur berühungen an Unterarmen und Unterschenkeln zählen nicht. Ich hab nicht mitgespielt, auch wenn mir alle versicherten das es nicht so weh tut wie es ausschaut. Es waren noch Freunde des Onkels dabei, die mitspielten. Diesmal war ich nur unter Weißen.
Der Onkel fragte mich ziemlich viel über meine Arbeit und was ich schon so alles von Joburg gesehen habe. Naja und das war jetzt mit dem Flughafen, Eastgate und der Rockeystreet nicht grade eine Menge.
Also beschloß er den Rückweg mit einer Sightseeingtour zu verbinden...Wir fuhren von Rosebank, wo der Park liegt, Richtung Melville, dem Innenstadtviertel. Melville ist zwar die Innenstadt, sie hat aber seit dem Ende der Apartheid nicht mehr viel zu bieten. Wir fuhren durch Häuserschluchten.Die Wolkenkratzer sind groß, grau und hässlich. Ausser ein paar Imbussbuden gab es hier wirklich nichts zu besichtigen. Die Gebäude seien jetzt zumeist Bürokomplexe, die früher ansäßigen Firmen, Banken, Geschäfte flohen in die nördlichen Vororte von Johannesburg, zum Beispiel nach Sandton. Mit dem Ende der Apartheid, strömte die bis dato in die Randbezirke ausgelagerte Schwarze Bevölkerung aus den Townships, vergleichbar mit den Pavellas in Rio, in die Innenstadtbezirke. Die Kriminalität der zumeist mittellosen schwarzen Bürger vertrieb, wie beschrieben, die Weißen und die Unternehmen, Geschäfte etc.
Nach Melville folgte dann Hillbrow. Hillbrow muss früher auch ein netteres Wohnviertel gewesen sein. Der Onkel, leider vergaß ich seinen Namen, sei als Kind hier groß geworden. Hillbrow besteht aus 2Straßenzügen mit riesigen Wolkenkratzern mit was weiß ich wie vielen Stockwerken! Jede Wohnug schien einen Balkon zu haben. Aber diese waren nicht schön, es lag Müll drauf. Die Fenster waren dreckig und bestimmt seid Jahren nicht mehr geputzt. Von ihnen hingen lieblose Gardinenfetzen in den Fenstern, deren einziger Zweck es wohl ist, Blicke in die Wohnung zu verwehren. Also dekorative Zwecke haben sie sicher nicht mehr! Alles war grau! Die Strasse, die Häuser. Unten im Erdgeschoss der Gebäude reihten sich ein Shop nach dem nächsten, alle vollgestopft mit Schwarzen. Die Straßen quollen über und über an Menschenmassen, die kreuz und quer über Straße und Bürgersteige latschten.
Früher waren hier nette Geschäfte und schöne Straßencafes, sagte der Onkel. Heute musst du für einen guten Kaffee bis Rosebank fahren, fügte er hinzu. Dann zeigte er mir noch wie Südafrikaner aussehen, vor denen man sich nicht fürchten muss. Sie sind sehr schlank und haben schmale Gesichter. Aber wenn mir ein Nigerianer oder Kongolese entgegen käme, dann müsse ich aufpassen. Die sind viel größer und bulliger, haben breite Schultern und viel mehr Muskeln, dazu ein breites Gesicht, breite Wangenknochen. Das sind hier die Einwanderer, die hierher kommen um Geld zu verdienen und es ihrer Familie nach Hause schicken. Alle diese Jungs machen Buisness hier. D.h. sie kaufen ein Schrottauto, tüffeln irgendwas dran und verkaufen es für mehr Geld wieder etc. Ausserdem rauben sie ganz gerne mal Touristen oder Weiße aus, die nach Geld aussehen.(Ich möchte an dieser Stelle hinzufügen, dass ich keine rassistischen Bemerkungen machte,ledlich wiedergebe was man mir erzählt hat). Er sagte mir ich dürfe niemals eine Handtasche tragen, denn die könne man mir entreißen und damit schnell wegrennen und Schmuck solle ich auch nicht tragen, denn das sind alles Risiken, die ich eingehe um eventuell Opfer eines Raubüberfalls zu werden. Also Keine Handtasche, Kein Schmuck! Ziemlich frauenunfreundliche Stadt wenn ich mich fragt ;-). Und eine Camera mit mir mitzuführen würde mich auch sofort als Touri outen :-(. Wobei ich hier gerne soviel fotografieren würde.
Also diese Rundfahrt war wirklich beeindruckend und ich war wirklich ein bisl nervös, als wir durch die Menschen fuhren. Mein Herz klopfte, als ich anfing mir Sachen auszumalen, wie z.B. dass der Onkel sagt: "so nun steig aus und seh zu wie du heim kommst!" Ist natürlich nicht passiert ;-)
Ja was mir auch noch so auffällt, wenn ich zum Beispiel mal mit den Kids zum Arzt fahre, oder wir mit dem Minibus zu Mall rollen, ist dass nahezu an jeder Strassenkreuzung männer mit irgendeinem Schund auf der Straße stehen und ihn bei den bei rot anhaltenden Autofahrern verkaufen wollen. Plastikwindräder, Healthsbags, CDs, DVDs. Als wir letztes WE zur Mall fahren, sahen wir wie ein Auto anhielt, die Scheibe runterdrehte und einen Stapel von ungefähr 20CDs entgegen nahm, einen Geldschein überreichte und weiterfuhr. Das war bestimmt eine Vorbestellung, dachten wir uns ;-)...Wer weiß, was in den CD-Hüllen letztenendes tatsächlich drin war!
Gestern waren wir dann mit 2 von unseren Kurzen bei Big Shoes. Das ist eine Organisation, die sich um Kinder im Adoptionsverfahren kümmert. Unsere beiden wurden erstmal gesundheitlich voll durchgecheckt. Für die Kleine (8Wochen) gibt es waerscheinlich schon Eltern. Für die Große die wir dabei hatten, 18Monate, wohl noch nicht. Im Warteraum hing die ganze Wand voll mit Kindern die Adoptiert worden sind, die meisten davon gingen nach Luxenburg, Belgien, Deutschland oder eben Südafrika.
Unser Baby hat auch alles brav über sich ergehen lassen. Zuma, die Große, hat so ein Theater gemacht, dass sie sich nur auf meinem Schoss untersuchen lassen wollte. Ziemlich anstregend, aber nach einer Weile konnte die Ärztin alle ihre Tests fertigstellen. Als ich Zuma auf dem Gang wieder anziehen wollte, rasstete sie immer wieder völlig aus, wenn die Ärztin über den Gang kam. Hinterher war sie so kaputt, dass sie im Auto auf meinem Schoss, kindersitze gibts ja nicht, vor Erschöpfung einschlief.
Morgen muss ich Joey, unsere medizinische Koordinatorin, wieder mit zwei Kids in eine Klinik begleiten. Weiß aber grad noch nicht in welche, und warum. Vielleicht geht es auch einfach wieder ein paar Straßen weiter in die Bretterbude ;)
Ich hoffe ich höre, bald wieder was von euch, bin nämlich momentan ein bisl Homepeoplesick :)...
Ansonsten gehts mir aber Prima. Am Freitag fahr ich mit 3 anderen Deutschen nach Lesotho, das ist ein Land innerhalb von Südafrika, dort werden wir die Drakensberge erklimmen und einen Ponytrek machen, außerdem gucken wir uns Maseru, die Hauptstadt an. Dann werd ich nach dem nächsten WE bestimmt wieder mehr zu erzählen haben.
Ganz ganz viele liebe Grüße!
Eure Anni
Moin Anja,
AntwortenLöschenDeine Mutter hat mir den Link geschickt und das erste Kapitel habe ich mit großem Interesse gelesen. Werde mich in den nächsten Tagen langsam aber sicher nach unten arbeiten (grins) Du scheinst ja eine spannende Zeit in SA zu verleben - aber eines verstehe ich nicht!! Ich sehe das Du einige Beobachter des Blogs hast aber ich sehe hier keine Kommentare. Ich wünsche Dir noch eine weiter schöne Zeit in SA werde auch Deinen Blog mit Interesse verfolgen und kommentieren. Ich grüße Dich ganz herzlich
Norbert Pollmann
Hallo Norbert,
AntwortenLöschenschön das du meinen Blog verfolgst undes freut mich das er dih interessiert. Ich hiffe ich erlebe weitere spannende Dinge, damit es nicht langweilig wird. In den rechten Spalte,neben den Texten, ust ein Link zu meinem Gästebuch, dort wird auch kommentiert!
Viele Herzliche Grüße und danke fürs Blog verfolgen!
Anja