Samstag, 15. Januar 2011

"Gangsters Paradise"

Johannesburg liegt in der Province Gauteng. Die Abkürzung auf den Nummernschildern der Autos ist hier GP (Gauteng Province?). Südafrikaner scherzen dann Johannesburg sei Gangsters Paradise.
Gestern bin ich mit meinen Mitbewohnerinnen Sarah und Rabea vom Kinderheim zur Rockey Street gelaufen. Der Fußweg dauert so ca. 15 bis 20 Minuten und er war ein absolutes Highlight. Als ich das bewachte Grundstück des Heimes verlief war mir doch ein wenig mulmig und ich versuchte erst gar nicht mich groß umzuschauen und als „nichtahnender Touri“ aufzufallen.
Die Straße war, trotz Regenguss, gefühlter als eine Wohngebietsstraße in Deutschland. Es gab kleine Kioske oder es standen einfach ein selbstgebastelte Tische aus altem Müll, Sperrholz oder Pappe auf denen Bananen oder Maiskolben zu 1Rand das Stück, umgerechnet 10cent, angeboten wurden. Eine sehr dicke Frau, deren Po-Ritze aus der Jeans quoll lief mit einem schlanken Afrikaner an ihrer Seite, vor uns. Die Straßen sind sehr runtergekommen, ebenso die Häuser. Die Fensterscheiben sind eingeschlagen oder notdürftig mit Pappe verklebt. Der Putz bröckelt an den Häuserwänden herab. Diese Straßen sehen aus wie eine Filmkulisse für Ghettofilme. Vor den beinahe baufälligen Gebäuden parken dicke Schlitten, Mercedes, Pickups blitzsauber.


Die Dicke vor uns wirft ihre leere Chipstüte einfach auf den Boden zu dem ganzen anderen Müll. Wir biegen ab in einen Menschenleeren Park. Eine große Wiese mit ein paar Spielgerüsten für Kinder. Die Straßen werden voller. Uns kommen mehr und mehr Menschen mit gefüllten Plastikbeuteln von Supermärkten entgegen. Frauen haben ihre Babies mit Tüchern an ihre massigen Körper geknotet. Lautes Hupen. Ein Minibusfahrer hupt uns an. So fragen die Minibusfahrer nach, wer mifahren möchte. Dann fahren sie eine Linie durch die Stadt, wie richtige Busse nur das sie Bauart VW-Bus sind, in die sich schonmal 10 und mehr Menschen gleichzeitig quetschen. Wir überqueren die Straße und laufen durch eine Markthalle in der weitere Provisoriums jeglichen Kram von Fake-Levis, Schnellimbisse über gebrannten CDs auf denen sich für 10Rand das Stück Filme drauf befinden die in Hollywood noch produziert werden…hehe… jedenfalls sind Filme drauf, die noch nicht mal im Kino angelaufen sind, so Sarah.
Am Ende der Halle befinden sich Obst und Gemüsehändler. Jetzt befinden wir uns auf der berühmt berüchtigten Rockey Street, auch bekannt als „the Death of Johannesburg“. Dicht gedrängt laufen die Menschenmassen an Geschäften und Supermärkten vorüber. Am nächsten Supermarkt befinden sich 3 Geldautomaten, völlig im regen Betrieb der Straße integriert. Ein Kind liegt schlafend davor während seine Mama Geld zieht. Eine Mülltüte weht vorbei. Sieht alles nicht grade einladend aus.
Ich stelle mich an und ein Sicherheitsmensch ruft mich ran als ich an der Reihe bin. Rabea hilft mir beim Geld ziehen. Nachdem es rauskommt stopfe ich es schnell in verschiedene Hosentaschen und wir gehen in den Supermarkt.

Der Supermarkt ist groß und bietet uns die Produkte die man so kennt, zum Beispiel Danone-Joghurt. Beim Verlassen des Supermarktes müssen wir unsere Kassenzettel vorzeigen, als Absicherung dass wir nichts geklaut haben, das muss jeder. Obst kaufen Rabea und Sarah auf dem Markt, bei einem Händler der sie schon kennt und sich mit ihnen unterhält. Wir nehmen denselben Weg zurück. Nun kommen uns Schulkinder mit Ranzen und Schuluniform entgegen. Die Klettergerüste im Park sind nun gut gefüllt mit lachenden, kreischenden Kindern. Als ich mein Geld sicher ins Kinderheim gebracht habe fällt mir ein dicker Stein vom Herzen… „Puh“!! Was noch erwähnenswert ist. Ich habe in der ganzen guten Stunde in der wir unterwegs waren, keinen einzigen anderen Weißen außer uns gesehen!

Heute wollen wir zu einem Organic Market in Johannesburg. Ein Fahrer, Wilson, vom Heim soll uns fahren. Sarah und Rabea meinen aber es könnte passieren, dass wir erst 3Stunden später los kommen, da der Fahrer sehr unpünktlich ist. Mit der Zeit nehmen des die Südafrikaner nicht so genau.

Ich hoffe es geht euch allen gut. Ich denke oft an zuhause und an euch!

Liebste Grüße, hugs and kisses, eure Anni!!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen