Sonntag, 13. März 2011

Mad eGoli (Joburg)

Hello everybody. How are you? I am fine, thanks and you? Fine, thanks.


Das ist die typische südafrikanische Begrüßung. Dabei geht’s den Menschen hier nicht wirklich darum sich um dein Wohlbefinden zu erkundigen, es ist eher die eine Höflichkeitsfloskel. Also ist es auch nicht angebracht zu sagen, dass es einem nicht gut geht, auch wenn es der Fall ist. Möchte man jemanden nur kurz was fragen ist es very rude nicht vorher die How are you-Prozedur durchzuführen. Manchmal hab ich das schon vergessen und bekomme dann auf meine Frage erstmal ein-How are you-vor der Antwort. Lustig ist diese Begrüßung auch man jemandem nur auf dem Gang entgegen kommt und schon 10m weiter gelaufen ist noch ein fine thanks hinterher gebrüllt bekommt. An der Supermarktkasse verlangsamt es den ohnehin schon zermürbend langsamen Prozess des Bezahlens. Selbst wenn man eine Kasse wählt, an der lediglich eine Person vor dir dran ist, kann man gut und gerne noch 10minuten warten bis man endlich selbst an der Reihe ist. Die Kassiererin zieht gemütlich jedes Teil über den Scanner, meist packt eine weitere Supermarktmitarbeiterin die Sachen entweder in eine gekaufte Plastiktüte vom Markt oder in den mitgebrachten Beutel. Wer in Spanien an der Kasse leicht die Geduld an der Kasse verliert, weil die Supermarktangestellt erst noch ein Schwäzchen hält bevor sie sich um den Bezahlvorgang kümmert, der sollte sich in Südafrika warm anziehen. Hier dauert es noch viiieel länger! Manchmal machen wir unter uns Deutschen hier Scherze, in dem wir uns die Südafrikaner an einer Kasse von Aldi vorstellen. Als Kassierer sicher überfordert und als Käufer sowieso. Bestimmt würden die Hälfte ihrer Einkaufe hinter der Kasse auf den Boden fallen :D. Ach und Kreditkartenzahlungen werden hier noch oft manuell mit der Hand gemacht. Also zahlt dein Vordermann mit Kreditkarte verzögert es den Prozess nochmal.

Für alle die es wissen wollen und denken Südafrika wäre ein so günstiges Land, den muss ich leider auch enttäuschen. Einige Lebensmittel sind hier schon günstig, zum Beispiel einiges an Obst oder unbehandeltes Fleisch (also keine Wurst). Lebensmittel die die Schwarzen essen sind auch oft günstig, dafür machen sie aber unglaublich fett. Und das sieht man hier auch. Viele, um nicht zu sagen die meisten sind übergewichtig. Gesunde Lebensmittel sind teuer. Man kann an Brot nur Toast kaufen, oder Knäckebrot. Knäckebrot kostet aber umgerechnet um die 3Euro (Importware: Markenkleidung, Essen, Autos etc. viiieel teurer). Aber isst an außerhalb ist es komischerweise ziemlich günstig. Man sagt um die 20%günstiger in Deutschland. Ein Kaffee und ein Salat sind darum durchaus sehr erschwinglich. Cola im Supermarkt kostet nur unwesentlich mehr als eine Flasche Wasser. Das Wasser aus dem Hahn kann man trinken, gilt als unbedenklich, schmeckt aber als würde es aus dem Schwimmbad kommen und nicht aus den Drakensbergen (Chlor, Chlor, Chlor!!!!).

Man sagt, dass Bedienungen im Restaurant oftmals kein oder nur ein geringes Gehalt bekommen und daher vom Tip (Trinkgeld) leben. Deshalb ist tipen hier Pflicht! Manchmal ist das Tip auch schon auf der Rechnung angegeben und muss bezahlt werden. Meistens kannst du aber selber entscheiden wie viel Tip du gibst (i.d.R. zwischen 10-20%).

Diese Woche war ich wieder mal in der Bez Valle Clinic mit 2 Babys und Liza (Child Care Worker). Komischerweise war die Clinic leer und wir kamen sofort dran. Mussten dann aber 40Minuten auf Wilson warten, der uns abholte. Wir redeten über Deutschland und Südafrika. Liza wollte wissen ob Deutschland sicherer ist als Deutschland und ich sagte es ist! Natürlich soll man auch in Deutschland nicht nachts alleine auf der Strasse zu Fuß unterwegs sein. Im Auto ist es eher kein Problem. Sie fragte mich wieso es sicherer sei und ich meinte, dass unsere Arbeitslosigkeit nicht annähernd so hoch ist wie in SA (ca. 40%, wenn ich richtig informiert bin) und außerdem erhalten deutsche Arbeitslose ja finanzielle Unterstützung in Form von Harzt 4 oder ALG1 und sind so nicht auf Diebstahl angewiesen. Liza konnte es gar nicht glauben und meinte in SA würden dann viele einfach nur vom Staat leben als selber arbeiten zu gehen und ich pflichtete ihrer Aussage zu, auch in Deutschland verlassen sich bestimmt Hilfeempfänger auf den Staat und ziehen es vor nicht arbeiten zu gehen. Sie sagte dann, dass sie es toll findet, dass so viele Deutsche und andere Europäer kommen und die südafrikanischen Kinder adoptieren, die hier von ihren Eltern verstoßen werden.Ich sagte ihr, dass sie es aber auch nicht einfach haben, da es in Deutschland nicht viele Menschen mit schwarzer Hautfarbe gibt und die Kinder einen starken Charakter brauchen und wahrscheinlich auch immer nach ihren Wurzeln forschen. Liza meinte sie würde gerne mal Deutschland kennenlernen.

Liza kommt aus einer Gegend, weit vom Heim entfernt. Sie fährt 2h morgens mit dem Minibus zur Arbeit und schläft im Heim, wenn sie am nächsten Tag wieder arbeitet. Wenn sie frei hat fährt sie erst morgens zurück. Sie sagte, würde sie abends nach Feierabend (7Uhr) fahren, würde sie zu spät zuhause ankommen, müsste noch laufen und will auf dem Fußweg nicht vergewaltigt werden. Und so handeln viele Gespräche hier von Gewalt, Vergewaltigung, Raub… So dass es in meinen Ohren schon langsam zur Normalität wird. Auf der Straße trage ich hier niemals eine Handtasche. Dann würde ich meine Wertsachen gebündelt zum Raub anbieten. Handtaschenraub: hier an der Tagesordnung. Jemand kommt, entreißt sie dir und rennt weg. Einmal ist es einer Frau genau vor dem Gate unseres Heims passiert und unser Wächter hats gesehen, ist dem Dieb hinterhergerannt und konnte die Tasche der Dame zurückbringen. Er war der Held des Tages ;-). Ich könnte hier auch noch durch ausschlimmere Gewalttaten erzählen von denen ich gehört habe. Aber ich möchte keinen Erschrecken. Eien hab ich noch. Ein Deutscher der ein Praktikum am Goethe Institut gemacht hat, wurde mal von Jemanden mit einer Pistole angehalten. Man nahm ihm alle seine Wertsachen ab und fragte noch ob das Auto vollkaskoversichert sein. Er antwortete mit „Ja“ und die Hijacker sagten, dann könne er das ja auch noch abgeben, da er sdas Geld ja von der Versicherung zurück bekäme. Sie drückten ihm dann noch etwas Geld für ein Taxi in die Hand und verschwanden mit all seinen Wertsachen. Echt eine verrückte Story.

Gestern wollten Sarah und ich eigentlich in den Lion Park. Da aber kein Fahrer frei war, konnten wir das nicht machen. Wir texteten Wilma und sie holte uns ab und wir fuhren zu ihr und Sly in die Wohnung (1Zimmer U-förmig, aber sehr nett mit Balkon, mitten in Yeoville, wir wohnen ja eher am Rand). Unterhielten uns den ganzen Tag, tranken etwas Wein. Eigentlich sollte uns abends ein Freund von Sly heimbringen, aber der ist dann nicht mehr aufgetaucht und war auch auf dem Handy nicht zu erreichen. Also sind wir dann um halb 10 abends doch noch mit Sly gelaufen, obwohl man das eigentlich vermeiden sollte. Da sly aber in Yeoville bekannt ist wie ein bunter Hund muss man sich eigentlich keine Sorgen machen, überfallen zu werden (ausserdemhatte wir eh nur ein paar Rand dabei, trotzdem will man ja nicht in brenzlige Situationen tappen). Sly hat dann die Gelegenheit ausgenutzt und hat uns Celebrity erstmal nachts zur Rockey Street geschleppt und ist mit uns ins Time Square geschlendert, obwohl wir ihm sagten wir würden den direkten Weg nach Hause bevorzugen. Im Timesquare angekommen wollten uns natürlich ganz viele schwarze, Zulus und was auch immer für Menschen mit kulturellen Hintergrund kennenlernen. Natürlich muss man immer höfflich und freundlich bleiben und die dir angebotene Hand annehmen. Hast du deine Hand erstmal rausgerückt lassen die Männer sie nicht mehr los. Teilweise hast du dann an jeder Hand einen. Aber Sly hat uns gehütet wir seinen Augapfel und hätte er nicht gewusst, dass es ungefährlich ist, hätte er uns auch nicht mitgenommen. Schließlich war er für uns verantwortlich und vom Heim wussten auch viele, dass wir mit ihm unterwegs waren. Jedenfalls haben wir dann noch einen Drink zusammengetrunken. Eigentlich wollte ich nichts mehr trinken, weil ich lieber das bunte Treiben ganz nüchtern aufsaugen wollte (man ist ja nicht alle Tage, eine von zwei weißen Frauen in mitten von schwarzer Bevölkerung, mal abgesehen davon, das sich sonst keine Weißen ins Viertel trauen und schon gar nicht um die unchristliche Uhrzeit). Sly entschied dann für mich und erst dachte ich er hätte mir ein Zitronenwasser bestellt (Flasche). Bei genauerer Betrachtung war es dann „Schnapps Agua“ (genauso stand es auf der Flasche), aber nur mit 4,5% Alkohol. Also keine Gefahr für die Sinne ;-). Wir standen also an der Bar und Sly war mal hier und mal dort und grüßte alle Leute die er kannte und gab mit uns, Weißer, Deutscher „Celebrity“ (seine Worte) an. War schon echt komisch, man kam sich vor wie ein C-Promi, nur weil unsere Haut leuchtstoffröhrenartig aus der Masse schien und wir nichts anderes tolles getan haben als weiß auf die Welt zu kommen und uns in diesen Ort „verirrten“. Als wir gingen, mussten wir erneut durch die Menschenmengen und mussten wieder alle How are you’s beantworten und Hände drücken. Sly bucksierte uns hinaus und auf der Straße glotzen uns die nächsten an als wären wir Pam Anderson und Angelina Joli. Einige Männer verdrehten sich regelrecht die Köpfe nach uns. Weiter passierte aber nichts. Dann trafen wir am Ende der Rockey Street noch einen DJ Kollegen von Sly, angeblich der beste in ganz Yeoville (jaja, wers glaubt, hier sind die Mänenr ja alle schwer von sich überzeugt ;-)). Er begleitete uns mit einem Freund ebenfalls noch bis nach Hause, weils wir ja eventuell sonst in Trouble geraten könnten. In Wirklichkeit hat er Sarah auf dem Heimweg schön Augen machen wollen und ihr erzählt er brächte noch eine weibliche DJane und er würde Sarah zeigen wie man auflegt, denn sie wäre die Richtige für den Job (haha, die denken echt wir sind doof und sie können uns mit so einem Mist um den Finger wickeln). Ja. Ich mein sie sind ja alle sehr nett hier, aber ihre Hintergedanken kann man 10Km gegen den Wind schon riechen ;-). Sind dann gegen halb elf am Heim gewesen und haben außer verständnislosen Blicken, weiße Frauen, zur dunkeln Tageszeit zu Fuß auf der Straße zu sehen, nichts abbekommen.

Heute hatten wir dann unser Kalkuunfest im Heim. Kalkuun ist der Truthan und ich hatte mal in einem meiner ersten Blogeinträge geschrieben, wie dieses Fest zustande kam. Es ist wie das Thanksgivingfest einzustufen. War aber im eigentlichen Sinn dann doch unspektakulär. Wir haben, zusammen mit allen Kindern und Babys (was für ein Stress) und den Spendern, die das Heim am Laufen halten, eine kirchliche Messe gefeiert. Die Kinder haben ein Theaterstück aufgeführt, Lieder gesungen und getanzt. Dann gabs Predigten und Dankesreden. Dummerweise auf Afrikaans und so konnte ich nicht wirklich viel verstehen. Dann haben die Spender Geschenke bekommen und nett gegessen und wir sind mit der ganzen Bagage wieder heimgezogen (Die Kirche liegt Gott sei Dank direkt neben dem Heim). Wir haben dann das normale Küchenessen bekommen, sogar ein Stück Kuchen. War aber doch ganz essbar heute. Joa den Rest des Tages hab ich dann eher relaxt. Muss ja auch mal sein.



Und jetzt hab ich mal eine Frage, warum schreibt mir denn niemand mehr in mein tolles Gästebuch? :D.

So, mein Aufenthalt neigt sich nun auch schon dem Ende zu. AM 24.3. geht’s nochmal bis zum 2.4. über die Garden Route nach Kapstadt. Die letzte Zeit wird sicher rasend schnell vorbei gehen.



Hugs to my readers!

Anni

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